Zwei Veranstaltungen am Donnerstag, 28. November, in Berlin - so verschieden und doch so ähnlich. Um 18 Uhr aus der Reihe 'Christlche Bildbetrachtung' in der Matthäuskirche am Kulturforum eine Begegnung mit Norbert Bisky und seinen Arbeiten als 'Kirchen - Deckengemälden'.
Die TAZ, sagte Direktor Hannes Langbein, nannte die Ausstellung "Die biskynische Kapelle". Als einem Italien Verfallenden war ich Betroffen von dem, was ich sah: Hebe ich in einer italienischen Barockkirche meine Augen auf zum Kirchenschiff, kann ich den Himmel sehen und den, der über ihm thront. Engel und Heilige führen mich zu ihm. Mehr oder weniger überzeugend. . In St. Matthäus sehe ich ein hinreißendes Kino unter der Decke. Statt Gott treffe ich aber nur auf mich.Gut protestantisch. Der Mensch begegnet sich selber. Gott ist in Jesus Mensch geworden. Konsequenterweise ist nun der Himmel von Unseresgleichen bevölkert. Da wirkt es schon subversiv, wenn man auf einigen Bildern Christus zu erkennen meint. im Freibad, die Arme kreuzweise ausgestreckt. Nur eben ohne Kreuz. Wie der Gekreuzigte in Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus. Ein Kruzifix, dass unter Beschuß geraten war: Der Gekreuzigte war noch da, das Kreuz weggeschossen. Wir ohne Erlösung. Atemberaubend.
https://www.stiftung-stmatthaeus.de/programm/veranstaltung/norbert-bisky-pompa/
Danach gings flugs ins Babylon. Zuerst gab es den Film "Die Stadt als Beute" von Andreas Wilcke. Eindringlich.
https://babylonberlin.eu/programm/filmreihen/neuer-deutscher-film/2857-die-stadt-als-beute. Goldrausch auf dem Berliner Immobilienmarkt. Im Anschluss Diskussion über den Berliner Mietendeckel. Diskussion mit Bausenatorin Katrin Lompscher, Je einem Vertreter von Engel & Völkers,Rackham Schröder, von Akelius,Ralf Spann,und von Deutsche Wohnen und Co enteignen,Rouzbeh Taheri,. Sebastian Engelbrecht, DeutschlandRadio, als Moderator. Heimspiel für die Senatorin für Stadtentwicklung und Deutsche Wohnen enteignen. Die anderen standen ganz offensichtlich im falschen Fan-Block. Der Moderator insistierte hartnäckig auf seiner Idee von fairem Umgang mit allen auf dem Podium. Und er hatte damit unerwarteten Erfolg. Damit hatte er sich großen Beifall verdient. Bravo!
Aber inhaltlich, die Stimmung im Kinosaal. Was für eine fremde Gefühlswelt! Die Wohnung ist keine Ware - so auf einem Spruchband. Das wurde von Mietern der Wohnungsgesellschaft Akelius entrollt. Schon seltsam in einer Gesellschaft, in der alles zur Ware wird. Und dazu: es gibt kein Recht auf maximale Miete. Ja, warum auch ein Recht?
Stattdessen will der Saal in seiner Mehrheit ein Recht auf Wohnen in Mitte. Sie sind wahrscheinlich vor ein paar Jahren dort hin gezogen und klagen jetzt auf Bleiberecht. Dickköpfig beharren sie auf ihrer Straße und buhen, wenn Namen wie Stockholm oder Lissabon genannt werden: Wir sind hier in Berlin.
Stubenhocker. Provinzialität in ihrer reinsten Ausprägung. Wind von Spießbürgerlichkeit weht duirch den Saal.30 Minuten mit der Bahn bis Spandau kommen überhaupt nicht in Frage. Statt nach Spandau ziehen - Wohnunsgbesitzer enteignen. Fragt Herr Schröder Herrn Taheri: Und wer soll dann die Wohnung bekommen? Teheri schweigt überrascht. Hatte er sich wohl noch nicht überlegt. Schröder fragt noch einmal. Wieder nichts. Man versteht. Es geht nicht um Lösung. Die Losung ist schlicht: Werte deine Stadt ab.
Ich dachte an unsere Veranstaltung vom kommenden Montag: Lesung "Die große Wanderung" von Hans Magnus Enzensberger. Gibt es überhaupt eine Verbindung von solcher Beharrungsmentalität ( Beton im Kopf) zu den gewaltigen Wanderungen weltweit? Ziemlich konsterniert nach Spandau gefahren. Aber der Moderator war Spitze.
https://www.hal-berlin.de/veranstaltung/hans-magnus-enzensberger-die-grosse-wanderung-33-markierungen/