Ich wäre so gerne ein Impfschmarotzer!
Ganz ehrlich. Ich weiß nur nicht, wie ich es anstellen soll. Ich habe mich redlich bemüht, aber ohne Erfolg.
Ein Impfschmarotzer ist glaube ich derjenige, der versucht, an eine Anti Corona-Impfung zu kommen, obgleich er noch nicht an der Reihe ist. Also ein 39jähriger versucht z. B. durch Zahlendreher eine Ladung zu- und abzubekommen.
Das war nicht meine Technik. Ich bin jetzt 77, ein Zahlendreher hätte nichts bewirkt. Ich hatte hingegen gehört, dass in den Impfzentren bestimmt am Abend jede Menge unverimpfte Dosen übrig bleiben würden. Immer so gegen 10% der Aufgeforderten träten erst gar nicht an. Gäbe es da keine Personen außerhalb der Reihe, müsste der Impfstoff einfach weggeworfen. Ich dachte sofort an die Berliner Tafel. Da wird ja auch nicht einfach weggeworfen (wie früher), sondern weitergegeben.
Meine Absicht war denn auch nicht,in den Abfalleimern nach Impfstoff mit Verfallsdatum zu suchen. Ich wollte mich auf eine Warteliste setzen lassen. Bei Anruf hätte ich mich hinters Steuer gesetzt und wäre in kurzer Zeit zu Stelle gewesen, ob Tegel, Wedding oder Messegelände von Spandau aus war alles gleich nahe. Tegel kam nicht infrage, da noch nicht operativ. Im Wedding, Eissporthalle, gab es eine türkische Wachmannschaft, die sprach ganz stolz von unserem Impfstoff. meinte damit aber unseren deutschen Impfstoff. Sie waren superfreundlich, waren aber sicher, dass es bei ihnen es keinen Impfstoff gäbe, der zum Tagesschluss noch übrig bliebe. Beim Messegelände wurde mir von höherer Stelle versichert, dass dort keine Ampulle zum Abend fortgeworfen würde.
Aus meinem Schmarotzertrum ist deshalb nichts geworden. Ohne mich vordrängen zu wollen, hätte ich mich nur zur Verfügung gehalten.
Das allerdings gilt bereits als Verbrechen und soll mindestens mit einer Geldbuße geahndet werden. Statt der Geldbuße sollte man sich dann lieber zwei Dosen auf dem Schwarzmarkt kaufen. Allerdings zweimal aufgetaut und wieder tiefgefroren wie der Fisch auf dem Markt in Neapel.
Impfschmarotzer - was für ein schönes Wort. Wie kommt Herr Reitz zu dieser Wiederentdeckung? Nicht weit von Parasitentum, mit dem in Deutschland einmal Juden gemeint wurden. Ich zitiere den Unzitierbaren: "Er ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung sei nes Daseins aber gleicht ebenfalls der von Schmarotzern, wo er auftritt, stirbt das Wikrtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab." (Adolf Hitler, Mein Kampf)
Karl Kraus meinte schon zu seiner Zeit lapidarisch: Das Wirtsvolk sei nun auch nicht besser. Also die Impfschmarotzer - das Wort fand ich in dem Betrag von einem Ulrich Reitz bei focus online, der beginnt so: Auch Kirchenleute versündigen sich schamlos. Was tun gegen Impfschmarotzer? Weiter unten schreibt er: ".in mindestens neun Bundesländern sind bereits Menschen gegen das Coronavirus geimpft wordeen, die noch gar nicht an der Reihe waren. Wenn das dann Feuerwehrleute oder Polizisten sind, mag das nachvollziehbar sein. Aber bei Bügermeistern, Landräten, Kirchenleuten gar"?
Ja, lieber Herr Reitz, Sie haben gar keine Ahnung wie die Dinge liegen und oder wie sie laufen. Haben Sie nicht auch gelesen, dass im vergangenen Jahr allein in Italien 222 Priester an Covid 19 in Ausübung ihres Dienstes gestorben sind, dazu noch viele Ordensleute. Und das, weil sie zu den Kranken und Sterbenden gingen, obgleicvh es noch keinen Impfschutz gab. Und jetzt sollen sie nicht geimpft werden, weil sie in der Regel noch keine 80 Jahre alt sind und hauptsächlich, weil sie Kirchenleute sind. Die vermutet Herr Reitz ganz offensichtlich alle Tage in ihren Kirchenpalästen, den sie nur zum Impfen verlassen würden.
Außer Feuerwehr und Polizei hat er niemanden genannt, nicht die Ärzte, nicht die Pfleger, keine Lehrer, keine Erzieher - so wie wir als Jungens träumten, ein Feuerwehrmann oder ein Polizist zu sein. Also heute um Gotteswillen kein Kirchenmann, schon gar nicht Bischof oder Pfarrer. Herr Reitz hat denn auch den Bischof von Augsburg am Wickel, der sich hat impfen lassen, ohne über 80 zu sein. Wäre er es, wäre er gerade deswegen beschimpft worden. Der Bischof hat das mit Besuchen bei Gemeindegliedern begründet, was Herr Reitz, wie ich es lese, für eine plumpe Ausrede hält. Mag ja sein, aber Herr Reitz wird es auch nicht besser wissen. Ich habe manchen Bischof gekannt, der Besuche machte, auch wenn er genügend Vorwände gehabt hätte, es nicht zu tun. Beim Kranken zu Haus oder im Krankenhaus . Als Seelsorger konnte man jederzeitr einen Kranken besuchen. Manche nennen das heute Privileg, aber tatsächlich
geht es dabei mehr um Nothilfe, die bisweilen auch den Helfer in Not stürzen kann.
Ich erinnere mich an so eine verteilte Not. Eine Polizeiwache suchte verzweifelt nach einer Person, die einen Polizeibeamten begleiten würde, eine fürchterliche Nachricht zu überbringen. Eine ganze Familie, Eltern und Kinder, waren in einem Wohnwagen erstickt. Nun musste jemand deren betagten Eltern die Nachricht überbringen. Der Vater - und Großvater der Kleinen - war gerade nach überstandenem Herzinfarkt nach Hause entlassen worden. Das Ehepaar wohnte nicht in meinem Gemeindebezirk, aber die Anfrage kam dann doch zu mir. Es war mir klar, dass ich gehen musste. Mit dem Polizeibeamte traf ich mich in der Nähe des Hauses der Eltern. Einen Rettungswagen hatte man gleich mitgeschickt. Wir haben uns ersteinmal unsere Unsicherheit und weichen Knie gestanden und dann haben wir geläutet und sind raufgegangen.
Wenn es schon ein Privileg ist, dann das, nicht kneifen zu müssen. Du kannst als Pfarrer hingehen und niemand wird dir vorwerfen, du hättest einem anderen etwas weggenommen. Wenigstens nicht, wenn es darauf ankommt.