Die Welt interessiert sich für uns Palästinenser nur deshalb, weil wir Israel bekämpfen.
Ich rätsele immer wieder über den Grund der Hartnäckigkeit, mit der dieselben Stichworte wiederkehren um den Kampf der Palästinenser gegen Israel zu beschreiben oder zu beenden.
Zum Beispiel die Zwei-Staaten-Lösung.
Der weiße Elefant des Karussells.
Jeder kann eigentlich wissen, dass die Palästinenser die Zwei-Staaten-Lösung nicht wollen. Und jetzt, nachdem Israel auf brutalste Weise überfallen wurde, Israelis ermordet, gequält, vergewaltigt und entführt wurden, fehlt auch in Israel die Vorstellungskraft dafür. Alles, was an Zusammenleben zwischen den Bewohnern des Gaza-Streifens entstanden war, hat die Hamas gezielt zerstört. Jede Art von Verständigung, die sich zu arabischen Staaten abzeichnete, hat die Hamas torpediert, nach der Maxime: je barbarischer desto wirksamer.
Nur der Westen glaubt weiter unbeirrt an eine Zwei-Staaten-Lösung.
Nicht einmal die Palästinenser folgen ihm darin .
Die Palästinenser bestehen nämlich auf ihrem Rückkehrrecht nach Israel. Das heißt: Ein jeder Palästinenser habe ein persönliches Recht der Rückkehr nach Israel. Nicht n ach Palästina, denn da sind ja schon die meisten. Die Zahl der berechtigten Flüchtlinge ist inzwischen auf circa 7 Millionen angewachsen. Von ursprünglich 700 000. In der ganzen Welt nimmt der Zahl der Flüchtlinge auf natürlichem Wege durch Tod, Einheiraten, Auswandern ab. Nicht so bei den Palästinensern. Ein palästinensischer Flüchtling
wird man hingegen durch Heirat, durch Adoption und bleibt es auch integriert im Ausland. Denn es geht um das Recht, als Palästinenser nach Israel zurück zu kehren.
Das ist der Grund, warum so viele von ihnen seit 75 Jahren noch in Flüchtlingslagern leben. Wieso leben sie eigentlich in Lagern, und nicht in mitten der Gaza - Bevölkerung und unter den Palästinensern der Westbank?
Weil sie alle ihr Recht in Anspruch nehmen wollen, einstmals nach Israel zurückkehren zu können. Auch wenn die sogenannten Lager heute gut ausgebaute Städte sind, ist es besser, diese Städte weiterhin als Flüchtlingslager zu bezeichnen. So versteht man besser, dass sie bereit sind, schon am nächsten Tag nach Israel zurückzukehren. Die Zwei-Staaten-Lösung würde dem Spuk der Lager sofort ein Ende bereiten. Denn dann wären sie ja schon zu Hause.
Stattdessen, so sagen sie, verzichten wir lieber auf einen eigenen Staat und kultivieren unser Lagerleben.
Dann ist immer wieder die Rede von den unschuldigen Zivilisten, die durch die Bomben- und Raketenangriffe der Israelis getötet werden. Ich bin zwar auch Zivilist, würde mich aber nie als unschuldig bezeichnen wollen, auch nicht von anderen. Höchstens als einen Unbeteiligten.
Unbeteiligte Zivilisten. Die gibt es ganz gewiss. Aber da beginnt auch meine Erinnerung: Haben die Palästinenser nicht auf den Strassen gejubelt, wenn Israelis bei Attentaten oder einem Unglück ums Leben gekommen sind. Und ist, wer so jubelt, bestimmt nicht unschuldig und auch nicht unbeteiligt? Berichten freigelassene Geiseln nicht davon, in Privatfamilien untergebracht worden zu sein? Sahen wir nicht immer wieder Kinder in Militärcamps den Kampf gegen Israel üben. Warum werden bei uns 16 jährige immer nur als Kinder bezeichnet und nicht als Kämpfer.
Dann die verwirrenden Photos, auf denen Kinder die Terroristen der Hamas begleiten müssen. Hand in Hand wie Kinder Fußballer aufs Spielfeld führen, wenn sie vor einem Länderspiel ins Stadion einlaufen. Nur verlassen diese Kinder wieder den Platz, wenn der Kampf beginnt, jene aber müssen bleiben, denn jedes Kind ist für die Schlussrechnung wichtig.
Diese Kinder sind weder unschuldig, noch unbeteiligt. Sie müssen um der Statistik willen mitgehen. Oder aus dem Kalkül, das israelische Militär wird die Hamas schon nicht angreifen, wenn Kinder dabei sind. Also praktisch nie. Sind doch die Hälfte der Bevölkerung Kinder.
Alle wissen, dass die Hamas sich schützend hinter Zivilisten verbirgt, damit, wenn sie selbst getroffen werden, wenigstens einige von ihnen getötet worden sind. In jenem Geist Kaiser Neros, der für den Tag seines Todes die gleichzeitige Hinrichtung einer Anzahl Menschen befahl. Damit am Tag seines Todes wenigstens ein paar Tränen geweint würden.
Wer nicht die Hamas anklagt, ihre eigene Zivilbevölkerung dem Tode preiszugeben, hat auch kein Recht, Israel Vorwürfe zu machen. Hätte die Hamas ihre Tunnel zum Schutz für die Zivilbevölkerung geöffnet, müssten wir kein Wort über unschuldige palästinensische Zivilisten verlieren. Hätten sie den Schutz der palästinensischen Kinder zu ihrer Sache gemacht, hätten sie Israel nicht überfallen, sondern die Waffen niedergelegt und einen eigenen Staat gefordert, ohne Rückkehrrecht.
Viel hören und sehen wir von Palästinensern auf der Flucht von Nord nach Süd, und jetzt von Südwest nach Südost. Wer von uns alt genug ist, oder dem von der Flucht seiner eigenen Vorfahren erzählt wurde, weiß, von was für einem Elend da die Rede ist.
Nun sind auch innerhalb Israels Hunderttausende auf der Flucht, vor den Raketen der Hamas und der Hizbullah. Aber - man muss sich bemühen, davon etwas zu hören oder zu sehen. Als ob die genuine Lebensform der Juden die Flucht wäre.
Doch das Widerwärtigste, neben den ihrer Kindheit beraubten Kinder der Hamas, ist die Verschleppung der Geiseln, ihre Demütigung, ihre Entwürdigung. Dass ein Vater mit den Tränen der verzweifelten Erleichterung den Tod seines Kindes kommentiert: besser so, als der Hamas als Geisel in die Hände fallen - dies allein sichert der Hamas ihren Platz in der Hölle. Und weil sie mit der Angst der Geiseln und ihrer Angehörigen schachert. Diese Hamas mag sich irgendjemand als Bürger eines palästinensischen Nachbarstaates vorstellen?
Warum, obgleich das gerade Gesagte für niemand ein Geheimnis ist, muss man sich immer wieder die Gemeinheit vom Völkermord Israels an den Palästinensern anhören, vom wahllosen Töten unschuldiger Zivilisten? Von der Forderung nach einer zwei-Staaten-Lösung, die allein Israel blockiere. Und dass die Lage ohne Netanyahu sich sofort entspannte.
Ein Palästinenser hatte auf all dies eine einfache Antwort: Die Welt interessiert sich nur für uns als palästinensisches Volk, weil wir Israel bekämpfen.