St. Matthäus
Letzter Sonntag nach Epiphanias
27.01.2019
Predigt über
Exodus 3, 1-15
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.
3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.
9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge.
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
15 Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
Jesus und seine Jünger auf dem Berg Tabor, Mose auf dem Berg Horeb, Mose auch auf dem Berg Tabor, ein Dornbusch der brennt, aber nicht verbrennt, das Antlitz Jesu, das leuchtet wie die Sonne und auch nicht verbrennt, Gott, der sich zu seinem Sohn bekennt und Vater ist und Gott, der von sich sagt: Ich werde sein, der ich sein werde.
Liebe Gemeinde,
von einer Sonntagspredigt wünscht sich der Hörer Klarheit der Rede und Klarheit des Sinnes. Denn er möchte aus der Kirche kommen und die Dinge des Glaubens besser sehen als zuvor. Wenigstens für einen Augenblick. So geht es mir selber und so stelle ich mir die Gemeinde vor.
Es kommen natürlich auch Predigten vor, aus denen der Hörer verwirrter heraus kommt als er hinein gegangen ist.
Wegen der Unklarheit der Rede, gewiss,
oder aus Mangel an Sinn
oder auch aus Überfluss an Sinn.
Ich fürchte, so etwas haben Sie heute vor sich.
Und das wird nicht alleine an mir liegen.
Die Verwirrung herrschte bereits, bevor ich mich an die Predigt machte.
Wo finden wir den Grund für die Verwirrung?
Zu Weihnachten ist etwas ganz Unerhörtes geschehen. Gott ist Mensch geworden. Die Herrschaft liegt auf der Schulter eines Neugeborenen. Wir haben einen neuen Namen bekommen. Wie sollte da nicht alles in Unordnung geraten - als wären wir von einem Erdbeben getroffen?
Gott ist in unsere Welt eingetreten. Nun ist alles zum heiligen Boden geworden.
Wie stehen wir nun da - wie sollen wir denn klar kommen mit dieser alles erschütternden Nähe Gottes?
Karl Kraus formulierte: Der Skandal beginnt, wo die Polizei ihm ein Ende macht.
Das gilt auch hier: Die Verwirrung beginnt, wo wir ihr ein Ende machen wo wir versuchen klar zu kommen. Wo wir klarkommen geht Gott.
Epiphanias ist das erste Fest, das die göttliche Fülle meistern sollte.
Epiphanias ist der Esel, das heilige Tier, das nun die ganze Last der Welt zu tragen bekommt:
Fest der Heiligen drei Könige, - russisch wären es ja vier gewesen, aber der vierte hat sich so sehr verspätet, dass er es erst zur Kreuzigung schaffte -
orthodox ist es das Weihnachtsfest,
außerdem noch der Tauftag Jesu,
an diesem Tag wurde die Hochzeit zu Kana gefeiert, wegen der Weinvermehrung
die Speisung der 5 Tausend, wegen der Brotvermehrung, als es noch Fische statt Wein gab
und die Auferweckung des Lazarus.
All dies war im Laufe der Kirchengeschichte für diesen einen Tag vorgesehen.
Als ob die Kirche sich mit diesem Gebirge göttlicher Präsenz hätte zum Verstummen bringen wollen. Alles auf einen einzigen Tag packen und sich wie Mose eine Decke über den Kopf ziehen.
Schön hat die Kirche das gemacht. Aber den Grund der Verwirrung hat sie damit verdunkelt.
Nun, um das Fass der Feste zum Überlaufen zu bringen, gibt es noch unseren lutherische Sonderweg: wir haben das Fest der Verklärung auf dem letzten Sonntag nach Epiphanias gelegt. Für die übrige Christenheit hatte das Fest immer seinen festen Tag - den 6. August.
Zwei gegensätzliche Bewegungen sollen wir gleichzeitig vollziehen. Gott kommt und Jesus geht.
A. In der Erzählung vom brennenden Dornbusch fährt Gott hernieder, seine Gegenwart verwandelt den Grund in heiligen Boden, sein Licht strahlt so hell, dass Mose sein Gesicht verhüllt. Gott hat das Geschrei seines Volkes gehört und ist herab gestiegen. Wir befinden uns am Fuß oder an den Hängen des Berges Horeb, dem Berg Sinai. Heiligster Boden in der Tat. Von ihm wird Mose noch häufiger herabsteigen um die Botschaft des Herrn zu seinem Volk zu tragen. Horeb - der Berg der Gesetzgebung. Nicht verzehrendes Feuer ist die Erfahrung dieses Ereignis: der Busch verbrennt nicht im Feuer, und Mose verbrennt nicht im himmlischen Leuchten Gottes.
Gott bewahrt seine Schöpfung vor sich selber. und lässt sie doch seine Herrlichkeit sehen.
B. In der Erzählung von der Verklärung Jesu geht die Bewegung nach oben. Jesu und den Jüngern Petrus Jakobus und Johannes steigen auf einen einsamen Berg. Vor ihren Augen wird Jesu verwandelt: Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider werden weiß wie das Licht. Alle Farben verschwinden in dem gleißenden Licht der Hohheit Gottes, es ist, als würde die Schöpfung für einen Augenblick aufgehoben.
Zur Rettung, würde ich sagen, wird alles überschattet von einer lichten Wolke.
Einen schöneren Ausdruck gibt es kaum, uns ins Unklare zu setzen über das, was da gerade geschieht: überschattet von einer lichten Wolke.
Trotz der gegenläufigen Bewegungen als Eingehen und Herausgehen aus der Schöpfung in diesen beiden Ereignissen verbindet sie doch ein gemeinsames Geschehen: in beiden hören wir vom Feuer Gottes, das hell ist, wie die Sonne, aber nicht verbrennt.
Die Gegenwart Gottes bedeutet Rettung, nicht Vernichtung.
Von Gottes gnädiger Seite her. Wenn jedoch Vernichtung durch den Menschen droht, dann kommt Gott nahe.
Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.
Zu führen in das Land Israel.
In das Land, in dem Israel heute lebt. In dem der Rest Israel heute lebt.
Dem ging das dritte Ereignis voraus, an das wir uns heute erinnern sollen: an jenes, von Menschen gelegte Feuer, das nicht, wie das göttliche Feuer, verschonte, sondern verbrannte, vernichtete. Unser Feuer
Heute ist der 27. Januar, an diesem Tag ruft sich Europa die Ermordung des jüdischen Volkes in Erinnerung. Anlass ist die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz: Ein Befreiung, die für viele Juden zu spät kam. Auch das ist Teil der Erinnerung
Von diesem Geschehen sagte Hannah Arendt: Das hätte nie geschehen dürfen. Wir haben da etwas in die Schöpfung gebracht, das es besser nie gegeben hätte.
Aber nun haben wir es mit etwas Unausweichlichem zu tun bekommen, Das uns alle in ein verzehrendes Feuer gerissen hat: Juden, Deutsche, die biblischen Texte und Gott selbst.
Wie nahe läge es, den Text aus dem 2. Buch Mose so zu lesen:
Ich habe das Elend meines Volks in Deutschland gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Hand der Deutschen und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt.
Wir lesen es und wissen, das dies nicht geschehen ist. Gott hat sein Volk Israel nicht aus dem Land seiner Bedränger gerettet, sondern nur einen Rest. Das hat für Juden einen unbegreiflich schwarzen Schatten über Gott geworfen. Und unbeantwortbare Fragen aufgeworfen.
Warum hat sich Gott gestellt, als wäre er nicht da? Warum hat e sich so in sich zurückgezogen, dass wir ihn nicht mehr erkennen konnten? Und er uns, sein Volk, seine erste Liebe, nicht mehr gesehen hat?
Wir hingegen, als die Ägypter Israels des zwanzigsten Jahrhunderts mit unserem Pharao direkt aus dem Totenreich, hatten 12 Jahre freie Hand, das zu tun, was nicht hätte geschehen dürfen. Abraham sah die Hand Gottes, die seinen Arm hielt, dass er seinen eigenen Sohn nicht schlachtete.
Wir nicht. Wir hatten Gelegenheit, unsere Hand millionenfach zu heben und niedersausen zu lassen.
Warum sahen wir die Hand Gottes nicht? Warum sahen wir nicht, in dem Juden, den wir erschlugen, Jesus, den Sohn Gottes?
Das ist die abgründige Frage, der wir uns gegenüber sehen.
Dazu müssen wir zurück zu unseren biblischen Texten, was sie uns über die Nähe Gottes sagen und zu der Scheu des Mose.
Die Epiphaniaszeit kennt nur zwei Evangelienlesungen: den Bericht von der Taufe und den Bericht von der Hochzeit zu Kana, die wunderbare Weinvermehrung. Gottes Kommen in seinen Sakramenten. Nur in ihnen kommt er uns ganz nahe. ohne Gefahr, dass wir vernichtet würden. Die Sakramente seien die Mittel, die Gott uns gibt, damit auch wir ihm nahe sein können, ohne Schaden zu nehmen.
Wir verbrennen in der Nähe Gottes nicht. Wie Mose nicht verbrannte. Wir verbrennen nicht, wenn wir das Brot des Lebens essen und aus dem Kelch des Heils trinken. Aber sollen wir nur darum, dass wir nicht verbrennen, unsere Schuhe ausziehen?
Dass der Boden heilig ist, auf dem wir stehen - die Erinnerung ist verblasst. Als ich ein Kind war kniete die Gemeinde beim Abendmahl, und der Pfarrer gab den Gemeindegliedern sichtbar zu essen. Heute stehen wir aufrecht und nehmen uns Brot und Wein selber.
Denn wir haben inzwischen viel Erfahrung im Umgang mit Gott. Wir glauben, Erfahrung mache weise. Dabei macht Erfahrung dumm, ganz dumm.
Mose hatte keine Erfahrung in der Begegnung mit Gott, und wäre wohl verbrannt, hätte ihn Gott nicht auf ehrfürchtigem Abstand gehalten.
In unserem Verständnis hingegen ist das Feuer Gottes erloschen. Es brennt nicht mehr. bei den Jüngern um Jesus hat es begonnen.
Mit der Erzählung von der Verklärung Jesu befinden wir uns schon in der Nähe der Passion. Kurz zuvor, als Jesus seinen Jüngern diesen schlechten Ausgang andeutete, wenn sie nach Jerusalem kämen, hatten diese ihn noch gedrängt:
dann gehen wir doch erst gar nicht hin.
Machen wir halt einen Bogen um Jerusalem.
Immer kommt dieser Hang unter den Jüngern zu übermütig-vertraulicher Nähe auf. Sie nehmen gern das Heft in die Hand, vertreiben die Mütter mit ihren Kindern, wollen Jesus zu derselben Angst nötigen, die sie im Sturm auf dem See empfinden. Der Meister und wir. Die Verklärung ist da die nötige Erinnerung an den heiligen Abstand, der bei der Menschwerdung Gottes immer noch zwischen ihm und uns bleibt.
Darum müssen wir bei der Frage, warum wir die Hand Gottes nicht sahen, die uns daran hindern wollte zu töten zurück zu Mose.
Die Furcht des Mose ist den Jüngern nicht immer gegenwärtig.
Er verhüllt sein Haupt, er fürchtet um sein Leben. er fürchtet, unwürdig zu sein für eine so große Nähe. Eine große Scheu breitet sich über die Szene aus. Mose barfuß mit verdecktem Gesicht, unfähig, das Wunder des brennenden Dornbusch von Nahem zu sehen, weswegen er gerade näher gekommen war. Im Bild des brennenden Dornbusch, der nicht verbrennt, ist ein wunderschöner göttlicher Humor enthalten, Aus der Distanz blüht er erst richtig auf.
Und dann: Mose spürt, dass er durch die Begegnung mit Gott nicht mehr derselbe ist
Ein wunderliches Fragen des Mose an Gott hebt an: Wer bin ich, dass ich zu dem Pharao gehe und das Volk Israel in die Freiheit führe. In der Begegnung mit Gott ahnt Mose, liegt der Grund für eine neue Identität, für seine Gotteskindschaft. Mose spürt, dazu müsse er ein anderer werden als der, der er ist.
Den Abschluss der Szene zwischen Mose und Gott bildet die Frage an Gott. Welchen Namen soll ich denn den Israeliten gegenüber nennen? Wie ist dein Name?
Aufpassen!
Es geht nicht um den Namen, den die Ägypter hören sollen. Die verstehen so wie so nichts davon. Für die sind brutale Zeichen vorgesehen:
Ein Stab, der sich, auf den Boden geworfen, in eine Schlange verwandelt,
eine Hand in den Busen geschoben, kommt wie abgestorben wieder hervor,
Wasser auf den Boden gegossen verwandelt sich in Blut.
Das ist die einzige Sprache, die die Ägypter verstehen.
Das war auch die einzige Sprache, die wir als die neuen Ägypter, verstanden. Erst die Apokalypse hat uns aufgehalten.
Israel brauchte anderes.
Gottes nennt ihm gleich zwei Namen für Israel.
Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.
Und dann nennt er noch seinen zweiten Namen Sag ihnen, mein Name ist: Ich werde sein, der ich sein werde. Der Name ist zwar etwas dunkel gehalten, hat aber eine klare Bedeutung: wenn ihr diesen Namen hört, dann zieht Eure Schuhe aus, denn ihr steht auf heiligem Boden. Wartet auf das, was geschieht.
Das war für uns Neuägypter keine Haltung.
Der vertraute Umgang schon der Jünger mit Jesus hat sich dazu gesteigert, dass die Furcht des Herrn nicht mehr der Anfang der Weisheit ist. Wir hatten die Stiefel nicht mehr von unseren Füßen bekommen, Barfuß gingen wir vielleicht noch aus gesundheitlichen Gründen, bestimmt nicht aus Ehrfurcht
Wir fanden nichts dabei, Heiligen Boden mit Stiefeln zu treten. Gestern wurde in einer Berliner Zeitung noch einmal aus der Stellungnahme der thüringischen evangelischen Landeskirche von 1933 zitiert:"Schuldige Dankespflicht gegen Gott und Adolf Hitler treibt uns, uns feierlich und einmütig hinter diesen Mann zu stellen, der unserem Volke und der Welt gesandt ist, die Macht der Finsternis zu überwinden! Wir rufen darum unsere Gemeinden auf, gleichen Sinnes mit uns sich als ein einig Volk von Brüdern hinter den Führer zu stellen."
Einig sollten wir darin sein schrieb Walter Grundmann: "Der Jude muss als feindlicher und schädlicher Fremder betrachtet werden und von jeder Einflussnahme ausgeschaltet werden."
Als das geschehen war, konnte man in unserer Kirche solche Entscheidungen fällen. Der Gemeindekirchenrat der Passionsgemeinde in Kreuzberg erhebt alle Reden des Führers Adolf Hitler zu Gemeindekirchenratsbeschlüssen.
Vor fast vierzig Jahren wurde ich Pfarrer in einer der Nachbargemeinden von St. Matthäus. In der Christuskirchengemeinde in der Hornstraße. Vor mir, in der Zeit des Nationalsozialismus hatte die Gemeinde gleich zwei Pfarrer bei den Deutschen Christen. Pfarrer Laubinger und Pfarrer Hossenfelder. Hossenfelder war der Reichsleiter der deutschen Christen und hielt die Dankesrede für die Machtergreifung in der Marienkirche.
Wenn er in der Christuskirche predigten, traf er auf den Organisten, dessen Name mir entfallen ist, und der der Bekennenden Kirche angehörte. Dieser, so stand es in den Unterlagen, spielte, wenn es zu arg wurde, dem Pfarrer von der Orgel in seine Predigt hinein.
Das kann einen späteren Leser sehr erheitern. Und hat vielleicht einige Zuhörer der Zeit daran erinnert, dass man Gott mehr gehorchen soll als den Menschen.
Die sich auch gefragt hatten, wie soll das gehen? Wer bin ich denn, dass ich so vor die Menschen treten soll.
Damals war es nicht leicht, wieder zu Mose zurückzukehren. Die Tür war zugemauert.
Jetzt können wir zu ihm zurück und lernen
die Verwirrung hinzunehmen
die Schuhe auszuziehen,
unser Gesicht zu verhüllen
in der Furcht des Herrn
und dann gehen als sein Gesandter
Amen.